Volkskrankheit Hämorrhoiden – 7 Mythen und was wirklich hilft

VON
DR. KADE

Wussten Sie, dass gut die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung unter dieser Krankheit leidet?
Hämorrhoiden sind immer noch ein Tabuthema. Dabei herrscht rund um dieses Leiden besonders viel Aufklärungsbedarf. 

Mythos 1: Hämorrhoiden sind selten

FAKT: Jeder Mensch hat Hämorrhoiden. Ja, Sie haben richtig gelesen. Hämorrhoiden sind in erster Linie Schwellkörper. Zusammen mit den Schließmuskeln sorgen sie für den Feinverschluss des Darms. Hätten wir sie nicht, würden Darmwinde und insbesondere flüssiger Stuhl ungehindert entweichen. Wenn wir von Hämorrhoiden sprechen, meinen wir damit das Hämorrhoidalleiden. Das tritt auf, wenn die Hämorrhoidalpolster vergrößert sind und aus dem Analkanal hervortreten (medizinisch: prolabieren). Mit Größe und Intensität des Prolaps nehmen auch die Symptome wie Blutung, Nässen, Brennen und Juckreiz zu. Darunter leiden ca. 70% der über 30-Jährigen mindestens einmal im Leben.

Mythos 2: Hämorrhoiden entstehen durch mangelnde Hygiene

FAKT: Ein Hämorrhoidalleiden hat nichts mit Unsauberkeit zu tun. Die Ursachen, die zur Entstehung und Verschlimmerung führen, sind falsche Ernährung, ungünstiges Stuhlverhalten, Bewegungsmangel, übermäßige Belastung des Beckenbodens durch Kraftsport oder Schwangerschaft, genetisch bedingt schwächeres Bindegewebe und der Alterungsprozess. Die hartnäckige Annahme, dass nachlässige Hygiene das Leiden verursacht, führt oft dazu, dass Betroffene ihre Beschwerden verschweigen und erst spät Hilfe suchen. Oft werden die Probleme durch  „Überhygiene“ mit ungeeigneten Reinigungsprodukten noch verschlimmert.

Mythos 3: Hämorrhoiden sind eine Alte-Leute-Krankheit

FAKT: Zwar steigen die Hämorrhoidalerkrankungen im Alter von 45-65 Jahren durch zunehmende Schwäche der Beckenbodenmuskulatur und des Bindegewebes deutlich an, aber wenn mehrere der auslösenden Faktoren (s. Mythos 2) zutreffen, können auch jüngere Menschen betroffen sein.

Mythos 4: Abführmittel beugen Hämorrhoiden vor

FAKT: Es ist richtig, dass Verstopfung, das damit verbundene Pressen und die mechanische Reizung der Hämorrhoiden durch harten Stuhl das Hämorrhoidalleiden fördert. Zu flüssig darf der Stuhl allerdings auch nicht sein, da dies das Abschwellen der Hämorrhoiden stört. Ein ätzender Durchfallstuhl reizt den kompletten Afterbereich und kann so zusätzlich zur Entstehung eines Analekzems führen. Ideal ist ein weicher Stuhl, der durch genügend Ballaststoffe in der Nahrung, einer ausreichenden Trinkmenge, sowie Bewegung erreicht werden kann. Auch Quellstoffe wie Flohsamenschalen können die Stuhlkonsistenz optimieren. Sollte die Verstopfung sich dadurch nicht bessern, kann ein Proktologe die Ursache feststellen und die optimale Behandlung verordnen. Dabei können geeignete und richtig dosierte Abführmittel helfen, die Beschwerden zu lindern.

Mythos 5: Hämorrhoiden kommen vom Sitzen auf kaltem Untergrund

FAKT: Kälte trägt nicht zur Vergrößerung der Hämorrhoidalpolster bei, kann jedoch zur Verstopfung (medizinisch: Thrombosierung) der feinen Analrandvenen führen. Dadurch bilden sich plötzlich am After bläuliche Knoten, die einen starken Druckschmerz hervorrufen können. Diese Analvenenthrombosen werden bis heute in einigen Ländern als externe Hämorrhoiden bezeichnet.

Mythos 6: Die Untersuchung beim Proktologen ist schmerzhaft

FAKT: Schmerzen müssen nicht sein. Sollten Sie Bedenken haben, fragen Sie vor der Untersuchung Ihren Arzt. Er kann eine lokalanästhesierende Salbe z.B. mit Lidocain aufragen und Ihnen so eine schmerzfreie Behandlung ermöglichen.

Mythos 7: Wenn es brennt, juckt oder schmerzt sind es garantiert Hämorrhoiden

FAKT: Auch wenn das Hämorrhoidalleiden die häufigste anorektale Erkrankung ist, können die Schmerzen eine andere Ursache haben. Es blutet und schmerzt beim Stuhlgang? Das könnte ein Einriss in der Analhaut, eine so genannte Analfissur, sein. Sie spüren plötzlich dumpfe Schmerzen und ertasten einen Knubbel, der sich nicht in den After schieben lässt? Vielleicht liegt eine Analvenenthrombose vor. Es juckt unerträglich? Möglicherweise haben Sie ein Analekzem, welches wiederum durch ein nässendes Hämorrhoidalleiden entstanden sein kann.

Was hilft bei einem Hämorrhoidalleiden?

FAKT: Oft kann die Umstellung der Ernährungs- und Lebensumstände bereits hilfreich sein. Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und Bewegung beugen Verstopfung vor, einem wichtigen Risikofaktor für ein Hämorrhoidalleiden. Bei Symptomen wie Juckreiz, Nässen und Brennen helfen Salben aus der Apotheke mit pflegenden Substanzen wie z.B. Jojoba-Öl und Bienenwachs. Bei stärkeren und vor allem länger anhaltenden Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht werden.

 

 

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