Sommer, Sonne, Sonnenschutz!

VON
DR. KADE

Wussten Sie, dass im Schnitt 80 % aller lebenslangen UV-Schäden bis zum 18. Lebensjahr auftreten? Sonnenschutz ist in jedem Alter wichtig, die praktische Erfahrung verdeutlicht aber die besondere Bedeutung von Sonnenschutz bei Kindern und Jugendlichen, da damit die meisten Hautschäden vermieden werden können.

Doch das Thema Sonnenschutz birgt auch viele Fragen: Warum ist Kinderhaut besonders empfindlich? Worauf sollte bei Sonnenschutz für Kinder geachtet werden? Warum entsteht ein Sonnenbrand und welche weiteren Folgen hat Sonnenlicht?

1. UV-Strahlung und Sonnenbrand:Klassischer Sonnenschutz mit Lichtschutzangaben bezieht sich auf den energiereichen Anteil des Sonnenlichts, die UV-Strahlung. Diese Strahlung kann durch ihre hohe Energie die Hautzellen schädigen, mit der Folge, dass ein Sonnenbrand entsteht.

2. Sonnenbrand und Hautkrebs: Wesentlich problematischer als der unangenehme Sonnenbrand ist jedoch die Langzeitfolge jeder solcher Hautschädigung. Mit jedem Sonnenbrand erhöht sich das individuelle Risiko, im Verlauf des Lebens Hautkrebs zu entwickeln.

3. Hautalterung: Über die medizinische Bedeutung hinaus hat Sonnenschutz aber auch eine kosmetische Relevanz. Sonnenstrahlung ist neben Umweltbelastungen die Hauptursache für die beeinflussbare Hautalterung. Gerade in diesem Kontext erweitert sich Sonnenschutz vom klassischen Schutz vor UV-Strahlung hin zu einem umfassenden Licht-Schutz, da auch die Wärmestrahlung (infrarot oder IR) und das sichtbare Licht Alterungsprozesse in der Haut anstoßen.

4. Melanin und Vitamin D: UV-Licht regt die körpereigene Synthese von Vitamin D an. Zusätzlich versuchen sich die Hautzellen vor der Strahlung zu schützen und bilden Melanin – die Haut dunkelt nach. Beide Effekte werden von Vielen als positiv wahrgenommen. Aber Vorsicht: sobald eine Hautschädigung auftritt, wird das in der Haut gebildete Vitamin D direkt zerstört und die Haut dunkelt nicht nach, sondern entzündet und rötet sich. Sonnenschutz sollte daher nie für die Vitamin-D-Versorgung oder aufgrund des kosmetischen Wunsches nach mehr Farbe vernachlässigt werden. Vitamin D kann dem Körper bei Bedarf über die Nahrung und geeignete Ergänzungen kostengünstig und effektiv zur Verfügung gestellt werden.

5. Hauttypen: Wir verfügen über unseren jeweiligen Hauttyp über einen körpereigenen UV-Schutz. Je dunkler die Haut, desto höher ist dieser Schutz. Grundsätzlich spielt Sonnenschutz aber für jeden Hauttyp eine Rolle: mal mehr der Schutz vor UV-Strahlung, mal mehr der Schutz vor Wärmestrahlung und sichtbarem Licht. Gezielte Beratung zur individuellen Hautsituation finden Sie zum Beispiel in der Apotheke Ihres Vertrauens.

Was bedeutet Lichtschutz und wie kann er erreicht werden?

Bei Sonnenbrandgefahr sollte Sonnenschutz auf die gesamte textilfreie Haut aufgetragen werden. Ein durchschnittlich großer Erwachsener benötigt ca. eine Crememenge in Größe eines Golfballs, um den ganzen Körper einzucremen. Entsprechend sollte für freiliegende Hautpartien die Menge abgeschätzt und besser immer etwas mehr eingecremt werden.

Die Kennzahl für den Sonnenschutz ist der sogenannte Lichtschutzfaktor (LSF). Dieser sagt aus, wieviel UV-Strahlung, genauer von der sogenannten UV-B-Strahlung, bei korrekter Anwendung herausgefiltert wird.

LSF 30: schützt vor 97,3 % der UV-B-Strahlung

LSF 50: schützt vor 98,4 % der UV-B-Strahlung

Bei korrekter Anwendung schützt ein Sonnenschutzprodukt mit LSF 50 nur um 1,1 % mehr als ein Produkt mit LSF 30, wobei für die höhere Schutzwirkung im Verhältnis deutlich mehr Filtersubstanz eingesetzt werden muss. In verschiedenen Konstellationen macht ein Schutz von 50 oder mehr aber absolut Sinn. Ob Sie dazu gehören, können Sie im Gespräch mit Ihrer Ärztin, ihrem Arzt oder in der Apotheke erfragen. Für die Mehrzahl aller Anwender:innen ist ein LSF von 30 aber ein ausreichend hoher Schutz. Es sollte eher auf ein ausreichendes Auftragen des Sonnenschutzes geachtet werden, denn leider zeigen fast alle Studien zum Thema Sonnenschutz, dass fast immer zu wenig aufgetragen wird und die Schutzwirkung, egal ob LSF 30 oder 50 auf dem Produkt steht, sehr schnell unter einen Wert von 10 absinkt.

Zusätzlich zu einem ausreichenden LSF muss ein wirksamer Sonnenschutz einen UV-A-Schutz enthalten, um effektiv vor dem ganzen UV-Spektrum zu schützen. Achten Sie daher auf eine Auslobung zum UV-A-Schutz, da dieser nicht durch den LSF abgedeckt wird.

Für den Schutz vor UV-B- und UV-A-Strahlung stehen zwei Klassen an Filtersubstanzen zur Verfügung. In modernen Sonnenschutzprodukten sind zusätzlich häufig noch Antioxidantien verarbeitet, da diese den bislang effektivsten Schutz vor Hautalterung durch Wärmestrahlung und sichtbares Licht darstellen.

1. Chemische UV-Filter nehmen UV-Strahlung auf und wandeln sie in Wärme um. Damit die Filter effektiv wirken können, benötigen sie etwas Vorlaufzeit, damit sie in die Haut einziehen können. Folglich sollten diese Produkte mit entsprechendem zeitlichem Abstand vor der Sonnenexposition aufgetragen werden.

2. Mineralische UV-Filter reflektieren die UV-Strahlung. Es werden entweder Zinkoxid- oder Titandioxid-Partikel eingesetzt. Mineralische UV-Filter sind direkt mit dem Auftragen wirksam.

3. Antioxidantien können auf der Haut gebildete Radikale, die hauptverantwortlich für die lichtbedingte Hautalterung sind, abfangen und neutralisieren. Das bekannteste Beispiel aus dieser Gruppe ist Tocopherol, Vitamin E.

UV-Filter sind zum Teil heftig umstrittenen. Bei chemischen Filtern gibt es manche, die im Körper eine gewisse hormonelle Wirkung besitzen, andere rufen allergische Reaktionen hervor oder reichern sich im Körper an. Aufgrund der Gefahr für Meer und Umwelt ist beispielsweise in Hawaii der Einsatz bestimmter chemischer UV-Filter verboten. Fallen mineralische UV-Filter in die Kategorie der Nanopartikel, enthalten sie einen hohen Anteil an sehr kleinen Partikeln, die wegen ihrer geringen Größe durch die Haut in den Körper eindringen können. Bislang ist noch nicht abschließend geklärt, welche Folgen Nanopartikel im Organismus haben, insbesondere wenn sie sich mit der Zeit im Körper anreichern.

Bei besonders empfindlicher Haut und bei besonders schützenswerten Zielgruppen gibt es daher die weit verbreitete medizinische Empfehlung, idealerweise mineralische nicht-nano Sonnenschutzprodukte zu verwenden. Hier dringt die Filtersubstanz nicht in den Körper ein und verbleibt auf der Haut, weshalb die für andere Stoffe diskutierten negativen Gesundheitsauswirkungen sicher nicht zutreffen.

Wer sollte mineralischen nicht-nano Sonnenschutz tendenziell anwenden und warum?

Kinderhaut: Die Haut von Kindern ist insgesamt dünner und der körpereigene UV-Schutz noch nicht voll entwickelt. UV-Strahlen dringen leichter und tiefer in die Haut ein und können die Hautzellen stärker schädigen. Gleichzeitig bedeutet die noch nicht voll ausgebildete Hautbarriere, dass Substanzen leichter durch die Haut in den Körper aufgenommen werden können. Enthalten Sonnenschutzprodukte also kritische Inhaltsstoffe, belasten diese den Körper stärker als bei Erwachsenen, wobei dieser Effekt nochmals durch ein ungünstigeres Hautfläche-zu-Körpergewicht-Verhältnis verstärkt wird. Kinder nehmen tendenziell mehr Stoffe über die Haut auf und der Körper wird durch diese Substanzen mehr belastet. Daher sollten Kinder bis zum Schulalter idealerweise nur Sonnenschutzprodukte mit mineralischen nicht-nano Partikeln verwenden.

Schwangerschaft und Stillzeit: Medizinische Studien konnten nachweisen, dass sich manche Filtersubstanzen in der Plazenta anreichern. Bei Aufnahme in den Körper ist auch eine Weitergabe kritischer Stoffe über die Muttermilch denkbar. Zwar sind bislang keine konkreten Gesundheitsgefahren von Filtersubstanzen auf Embryos, Neugeborene und Babys bekannt, da jedoch mit mineralischen nicht-nano Partikeln eine ungefährliche Alternative zur Verfügung steht, überwiegt der Sicherheitsgedanke und man sollte mögliche Risiken von chemischen Filtern und Nanopartikeln meiden.

Empfindliche und sehr trockene Haut: Durch eine bereits belastete Hautbarriere gelangen UV-Strahlen leichter als bei Hautgesunden in die tieferen Hautschichten. Die Gefahr von Sonnenbrand, vorzeitiger Hautalterung und Zellschäden ist daher erhöht. Gleichzeitig lässt die angegriffene Schutzbarriere Fremd- und Schadstoffe sowie unerwünschte Bestandteile von Hautpflege- oder Sonnenschutzprodukten inklusive der kritisch diskutierten Filtersubstanzen vermehrt hindurch. Diese zusätzliche Belastung kann wiederum negative Effekte auf den Hautzustand haben. Daher sollte diese Zielgruppe möglichst auf Produkte zurückgreifen, die auf möglichst viele problematische Inhaltsstoffe verzichtet.

Und alle anderen? Die können nach eigenen Kriterien aus den verfügbaren Filtersubstanzen wählen. In Deutschland erhältliche Sonnenschutzprodukte sind nach den vorliegenden Erkenntnissen sicher. Es ist unterschiedlich, wie weit das eigene Sicherheitsbedürfnis geht, um mögliche Risiken auszuschließen oder zu akzeptieren. Es liegt aber kein Grund für gesteigerte Sicherheitsüberlegungen vor. Bei manchen spielen bei der Wahl des Sonnenschutzes kosmetische Beweggründe, zusätzliche Inhaltsstoffe oder schlichtweg der Preis eine entscheidende Rolle.

Was es außerdem bei Sonnenschutz zu beachten gibt – wertvolle Tipps

  • Die Zeit für Sonnenschutz ist in Deutschland an Tagen mit viel Sonnenschein in den Monaten April bis September. Sonst spielt Sonnenschutz bei jedem Urlaub im Warmen und bei Aufenthalten in den Bergen eine Rolle, da hier ganzjährig UV-Strahlen bis zum Boden gelangen können.
  • Textiler Sonnenschutz, inklusive Hut und Sonnenbrille, istder wichtigste Bestandteil eines jeden Sonnenschutzes. Sonnenschutzmittel sind als Ergänzung für die textilfreie Haut gedacht.
  • Nachcremen: Nach starkem Schwitzen oder Baden und dem anschließenden Abtrocknen sollte Sonnencreme erneut aufgetragen werden.
  • Starke Sonnenexposition zum Beispiel während der Mittagssonne sollten gemieden und Aktivitäten im Freien in die Morgen- und Abendstunden verlegt werden.
  • Babys sollten bis zu einem Alter von 1 Lebensjahr keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.
  • Wasser, Sand oder Schnee reflektieren UV-Strahlen, so dass diese auch im Schatten verstärkt einwirken und einen Sonnenbrand verursachen können.
  • Wenn es doch einmal zu einem Sonnenbrand kommt: Viel Trinken, da der Körper über die zerstörte Haut viel Feuchtigkeit verliert. Gleichzeitig hilft Kühlen, denn die Kälte reduziert die Durchblutung und vermindert die Ausschüttung weiterer Entzündungsbotenstoffe. Hier sind kalte Umschläge vollkommen ausreichend, der Effekt ist weitgehend identisch zu wesentlich aufwändigeren Quark-, Jogurt- oder kalten Tee-Umschlägen. Unterstützend kann zusätzlich mit leichten nicht zu fettigen Cremes, Lotionen oder Gelen die Haut gekühlt und unterstützend gepflegt werden. Hilfreich sind Inhaltsstoffe mit einer antientzündlichen, wundheilungsfördernden oder antibakteriellen Wirkung. Je nach Schweregrad können zur individuellen Behandlung eine Ärztin oder ein Arzt hinzugezogen werden.

 

 

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